Gedenktafel zur Mahnung und Erinnerung

Im Rahmen seines Projektes „Erinnern im Alltag“ hat der Verein Wetzlar erinnert e.V. jetzt mit Unterstützung aus dem Bundesprogramm „Demokratie leben“, durch die Ernst-Leitz-Stiftung und die Wetzlarer Wohnungsgesellschaft eine weitere Gedenktafel errichtet.

 

Sie wurde im Bereich des Aldefeld´schen Hauses aufgestellt. Hier befand sich In den Kriegsjahren eine Verhörstelle der Geheimen Staatspolizei (Gestapo).

Die Gestapo war eines der wichtigen Herrschaftsinstrumente des NS-Staates und verfügte über ein flächendeckendes Netz an Spitzeln, Verhörstellen und Gefängnissen. Vorsitzender Ernst Richter rief in Erinnerung, dass vor der Gestapo nahezu kein öffentlicher und privater Lebensbereich sicher war.

 

In der Wetzlarer Verhörstelle, die in dem Aldefeld´schen Haus untergebracht war, wurde die späterere Wetzlarer Ehrenbürgerin Dr. Elsie Kühn-Leitz im September 1943 verhört. Auch ihr Vater, Ernst Leitz II., ebenfalls später mit der Ehrenbürgerwürde ausgezeichnet, wurde damals vorgeladen. Der Vorwurf lautete „Fluchthilfe für eine Jüdin“. Elsie Kühn-Leitz wurde verhaftet und in das berüchtigte Polizeigefängnis in der Klapperfeldstraße in Frankfurt/M. verschleppt.

Ihr Enkel, Dr. Oliver Nass, der zugleich der Ernst-Leitz-Stiftung vorsteht, berichtete eindrucksvoll aus den verschriftlichten Erinnerungen seiner Großmutter und beschrieb ihr unbeugsames Eintreten für die Würde eines jeden einzelnen, das sie auch  im Zuge der Verhöre gezeigt und das sie später für ihr vielfältiges gesellschaftliches und völkerverständigendes Engagement motiviert habe. Harald Seipp hatte zuvor die Geschichte des heute im Eigentum der WWG stehenden, nahezu 240 Jahr alten Hauses Revue passieren lassen.

 

Oberbürgermeister Manfred Wagner dankte dem Verein „Wetzlar erinnert e.V.“ dafür, dass er sich beharrlich der Aufgabe annimmt, Fakten zu benennen, Geschehenes zu dokumentieren, nichts zu beschönigen und die Erinnerungen wach zu halten, damit sich deutscher Faschismus nicht wiederholt.