Erinnerung an die Opfer der Pogrome

Mit einer Gedenkstunde am Standort der früheren Wetzlarer Synagoge in der Pfannenstielsgasse haben rund 100 Menschen am Abend des 9. November auf Einladung der Stadt Wetzlar und der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Wetzlar-Gießen an die Opfer der Pogrome von 1938 erinnert.

Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) mahnte, Antisemitismus sei kein „Gespenst von gestern“. Vielmehr nähmen die Übergriffe auf Juden, ihre Synagogen und Friedhofe immer mehr zu. Ein Ende des Erinnerns dürfe es nicht geben, damit alles getan werde, um eine Wiederholung der Geschichte zu verhindern. Neben allem Schrecken gebe es aber auch mutmachende Beispiele vom „Rettungswiderstand“ aus dieser Zeit. Über einige Beispiele aus seiner Familie in Wetzlar berichtete Dr. Oliver Nass, Vorsitzender der Ernst-Leitz-Stiftung und Urenkel von Ernst Leitz. So habe sein Urgroßvater jüdischen Bürgern bei der Ausreise geholfen, etwa dem damaligen Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde Wetzlar.

 

Nicolas Obitz, Vorstandsmitglied der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Gießen, erinnerte an bedrückende antisemitische Ereignisse dieses Jahres, etwa die Kunstausstellung „Documenta“ mit antisemitischen Werken. In Frankfurt habe eine pro-palästinensische Demonstration stattgefunden, während einer Gegendemonstration kein Raum eingeräumt wurde und man Frankfurter Juden empfohlen habe, sich an diesem Tag nicht als solche zu erkennen zu geben. Angriffe auf Kippaträger nähmen zu und machten das Leben für Juden in Deutschland zusehends schwieriger.

 

Die Gedenkveranstaltung wurde weiterhin durch Ansprachen von Lawrence Donges-Amiss-Amiss (Jüdische Gemeinde Gießen) und Pfarrer Wolfgang Grieb (Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit), eine Psalmrezitation von Pfarrer Peter Hofacker und musikalische Beiträge von Elisabeth Hausen (Gesang), Travis Meisner (Klarinette) und Jörn Martens (Gitarre) ergänzt.