Bezahlbarer Wohnraum muss erhalten bleiben

Foto: Stadt Wetzlar
Foto: Stadt Wetzlar

Vor einigen Tagen wurde auch die Öffentlichkeit darüber informiert, dass die Robert Bosch GmbH sich von dem in Wetzlar ansässigen traditionsreichen Wohnungsbauunternehmen „Buderus Immobilien GmbH“ (BIG) trennen wird. 

 

Die Stadtoberhäupter von Wetzlar und Lollar haben nun klare Erwartungen an die Robert Bosch GmbH.

 

Die Robert Bosch GmbH sieht nach Angaben ihres Sprechers das Halten und Weiterentwickeln ihres Mietwohnungsbestandes nicht als ihr Kerngeschäft und damit auch nicht als einen für die Fachkräftegewinnung und Fachkräftesicherung in Mittelhessen wesentlichen Aspekt an.

Mittlerweile wurden über ein international agierendes Maklerbüro nach unserer Kenntnis mehr als 50 vorausgewählte, potentielle Interessenten über dieses Investmentangebot unterrichtet und aufgefordert, ein Angebot abzugeben.

 

Großteil der Wohnungen in Wetzlar und Lollar

 

Das Gros der insgesamt in einem Paket zur Veräußerung anstehenden nahezu 1000 Wohneinheiten befindet sich in den mittelhessischen Städten Wetzlar (633 Einheiten) und Lollar (204 Wohneinheiten). Hinzu kommen sechs Gewerbeeinheiten in Wetzlar, 300 Stellplätze in der Dom- und Goethestadt sowie 35 Parkstände in Lollar. Weitere Wohneinheiten befinden sich in Solms, Dietzhölztal, Eschenburg, Herborn und Dillenburg.

 

Dr. Bernd Wieczorek, Bürgermeister der Stadt Lollar, und Manfred Wagner, Oberbürgermeister der Stadt Wetzlar, nehmen die unternehmenspolitische Entscheidung, die im Hause der Robert Bosch GmbH getroffen worden ist und das nunmehr anstehende Verfahren mit Besorgnis auf.

Schließlich handelt es sich bei den zur Veräußerung anstehenden Wohneinheiten in ihren Städten um solche, die ganz überwiegend dem Segment „bezahlbarer Wohnraum“ zuzuordnen sind.

 

Bezahlbarer Wohnraum soll erhalten bleiben

 

Der Schaffung und dem Erhalt bezahlbaren Wohnraums kommt gerade in der angespannten Situation des Wohnungsmarktes nicht nur in den Großstädten eine besondere Bedeutung zu.

Angesichts der Tatsache, dass das Zinsniveau auf den Kapitalmärkten Anlegern gegenwärtig keine allzu auskömmlichen Renditen verspricht und Anlageformen, wie dieses Immobilienportfolio mit rund 1000 Einheiten allenthalben gesucht werden, möchten die beiden Stadtoberhäupter vermieden wissen, dass die in das Veräußerungsverfahren gegebenen Wohneinheiten zu „Spekulationsobjekten“ degradiert werden und am Ende langjährige Mieterinnen und Mieter sich um ihren bezahlbaren Wohnraum sorgen müssen.

 

„Sehr wohl wissen wir“, so Dr. Bernd Wieczorek und Manfred Wagner, „um die ethischen Grundsätze, die ausgehend von dem Firmengründer Robert Bosch zur Unternehmensphilosophie von Bosch gehören, doch ist es uns wichtig, mit Blick auf die umfänglichen Mietwohnungsbestände in unseren Städten die Robert Bosch GmbH aufzufordern, bei ihrer Verkaufsentscheidung darauf in besonderer Weise Rücksicht zu nehmen und nicht ausschließlich Höchstgeboten zu folgen.“

 

Dabei gilt es auch zu beachten, dass ein Teil der Wohnungsbestände in städtebaulichen Entwicklungsgebieten gelegen ist, für die gerade besondere Anforderungen im Hinblick auf den Schutz der Mieterinnen und Mieter zu reklamieren sind.

 

Robert Bosch GmbH soll sozialverträglich handeln

 

Beispielsweise könnten „Leitplanken“ in der Form von der Robert Bosch GmbH eingebaut werden, dass in die engere Auswahl zu nehmende Bieter die Gewähr dafür bieten müssen, dass sie die Bestände sozialverträglich weiter entwickeln oder sich einer Sozialcharta unterwerfen, mit der über mittelfristige Zeiträume Bestandsmieten gesichert und andere die Mietverhältnisse bestärkende Elemente, so zum Beispiel der Verzicht auf Luxusmodernisierungen, vorgegeben werden.

 

„Am Ende des Tages wird sich die Robert Bosch GmbH an ihrer Entscheidung messen lassen müssen. Wir würden es sehr begrüßen, wenn diese Entscheidung, so wie von Unternehmensvertretern postuliert, auch tatsächlich von einem Höchstmaß an sozialer Verantwortung geprägt wäre. Verantwortlichen Bietern, die den bezahlbaren Wohnraum erhalten und sozialverträglich weiterentwickeln wollen, bieten wir unsere Zusammenarbeit an“, so Oberbürgermeister Manfred Wagner und Bürgermeister Dr. Bernd Wieczorek abschließend.

 

Foto und Text: Stadt Wetzlar