Gedenktafel erinnert an dunkle Vergangenheit

Die vierte von zwanzig geplanten Gedenktafeln zur Erinnerung an die Schrecken der NS-Zeit hat der Verein „Wetzlar erinnert“ jetzt an der Hauser Gasse vor der ehemaligen Buderus-Villa angebracht.

 

Das Haus diente von 1933 bis 1945 als Sitz der NSDAP-Kreisleitung und weiterer NS-Organisationen. Das heute als „Weißes Haus“ bekannte Gebäude wurde im Dritten Reich im Volksmund auch „Braunes Haus“ genannt.

 

Die Anbringung der Tafel wurde von der Stadt Wetzlar, der Firma Bosch Thermotechnik als Rechtsnachfolger des früheren Eigentümers Buderus, der Firma Scholz Immobilien als derzeitigem Eigentümer und von dem Pflegeheim Haus Aloys als aktuellem Nutzer unterstützt. Oberbürgermeister Manfred Wagner begrüßte die Aufstellung der Tafel „als Anknüpfungspunkt, um sich mit der Stadtgeschichte und der eines besonderen Gebäudes auseinanderzusetzen.

 

Das Haus wurde 1874 von dem Grubenbesitzer Conrad Schulz erbaut. Es diente später als Gäste- und Empfangshaus der Firma Buderus, ist heute Sitz des Alten- und Pflegeheimes „Haus Aloys“ und beherbergte nach der Befreiung Wetzlars am 29. März 1945 die amerikanische Militärverwaltung.

 

 

Dieses Haus erzählt aber nicht nur die Geschichte eines Geborgenheit vermittelnden Wohnhauses, eines Hauses der Begegnung, des Angenommen seins und der Pflege sowie eines Hauses der Hoffnung auf die Wiederherstellung eines demokratischen Gemeinwesens. Es hat auch die Kulisse bieten müssen für die Ausübung der allumfassenden Macht, die sich die Nationalsozialisten in den dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte über das öffentliche und private Leben anmaßten. In diesem Haus wurden von der Kreisleitung der NSDAP Entscheidungen über Leben und Tod der Wetzlarer Einwohnerinnen und Einwohner getroffen, insbesondere wenn man an die Deportation von Mitmenschen jüdischen Bekenntnisses denkt. Die Gedenktafel lädt dazu ein, sich mit der Geschichte unserer Stadt auseinanderzusetzen.