Lina-Muders-Preis 2019 verliehen

Im Rahmen einer Feierstunde wurden die diesjährigen Preisträger des Lina Muders Preises geehrt. Der Preis ging in diesem Jahr zu gleichen Teilen an die Naturfreunde Wetzlar und Stefan Zeiger, den Diakon der evangelischen Kirchengemeinden Albshausen und Steindorf.

Sandra Ihne-Köneke begrüßte im Namen der SPD-Fraktion im Stadtparlament die Mitglieder des Auswahlgremiums und die zahlreichen Gäste, darunter auch ehemalige Preisträger im gut gefüllten Saal des Nachbarschaftszentrums Westend und gab einen Überblick über den Verlauf der Veranstaltung.

 

In einem Rückblick auf die Entstehungsgeschichte des Preises verwies Oberbürgermeister Manfred Wagner auf die Bedeutung des Engagements für ein tolerantes Miteinander, für gesellschaftliche Teilhabe und das Einstehen für den Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit, Antisemitismus und Diskriminierung. Die Überlegungen den Preis auszuloben seien vor rund 12 Jahren unter dem Eindruck der damaligen gesellschaftlichen Situation entstanden. Es sei nötig, die genannten Ideale zu würdigen und ihnen den Stellenwert zukommen zu lassen, der benötigt werde, um eine freie und achtsame Gesellschaft zu befördern.

 

Lina Muders, die Arbeiterfrau aus der Wetzlarer Neustadt, habe mit ihrem politischen Engagement und dem Widerstand in der Zeit des Nationalsozialismus Mut bewiesen. Dies brachte ihr seinerzeit eine Gefängnisstrafe ein. Nach dem Krieg begründete sie die Arbeiterwohlfahrt in Wetzlar und vertrat die Sozialdemokratie im Kreistag des Landkreises Wetzlar. Mit den Worten der Journalistin Franca Magnani fasste Wagner die Bedeutung des ausgelobten Preises zusammen: „Je mehr Bürger mit Zivilcourage ein Land hat, desto weniger Helden wird es einmal brauchen.“

In seiner Laudatio für die Preisträger des Vereins „Die Naturfreunde“ ging Ernst Richter auf die zahlreichen Aktivitäten rechtsradikaler Gruppen und Einzeltäter in Wetzlar in den letzten Jahren ein. Er erinnerte an den Brandanschlag auf das Haus der Familie Schäfer ebenso, wie auf die mehrfachen Aufmärsche rechtsradikaler Gruppen in unserer Stadt. Die Mitmachangebote der Gruppe „Kreaktiv gegen Nazis“ hätten dazu beigetragen, dass viele Menschen in Wetzlar ermutigt worden seien, sich an den Aktivitäten der Bürgergesellschaft zu beteiligen, um deutlich zu machen, dass Volksverhetzung eben keine Meinung sei. Durch den Einstieg der Kreaktivisten in den Verein der Naturfreunde habe sich eine Win-Win-Situation ergeben. Der Verein mit Nachwuchssorgen habe eine neue Perspektive bekommen, gleichzeitig sei mit dem im Besitz der Naturfreunde befindlichen Gebäudes nun die Möglichkeit entstanden, ein Haus der Demokratie zu betreiben, das für die politische Arbeit genutzt werden könne. Hier zeige sich, dass es sehr wohl junge Menschen gebe, die sich aktiv in der demokratischen Arbeit engagieren wollten. Für die Instandhaltung des Gebäudes wünschte sich Richter eine Förderung durch die öffentliche Hand.

 

Olaf Körting würdigte in seiner Rede das Engagement des Diakons Stefan Zeiger, der in zahlreichen Aktivitäten ganz unterschiedliche Menschen zusammenführe und so Gemeinschaft und gesellschaftlichen Zusammenhalt herstelle. Als herausragendes Beispiel nannte er das seit über zwanzig Jahren stattfindende Event „Mit der Kutte zur Kanzel“, das im letzten Jahr 500 Motorradfahrer und über 2000 Besucher zusammengeführt habe und auch noch einen Gewinn von 2500,-- Euro für karitative Zwecke einbrachte.

 

Besonders bemerkenswert sei auch Stefan Zeigers Einsatz im Vorstand des Vereins „Menschen für Kinder“, der sich der Arbeit für von Krebserkrankung betroffener Kinder und Jugendlicher engagiert. Ob bei der Einweihung einer Radiostation am Klinikum Marburg mit Bülent Ceylan oder bei der Organisation von Segeltörns für erkrankte und gesunde Jugendliche - immer sei das Miteinander zentral. Hierbei bleibe Stefan Zeiger stets bescheiden und doch unglaublich bereichernd für alle Menschen.

 

 

Mit anregenden Gesprächen endete die Feierstunde, der zwischen den Reden durch Beiträge von Julia Pritz an der Harfe ein würdevoller musikalischer Rahmen gesetzt wurde.