Kläranlage in Wetzlar halbiert Phosphor-Menge

Die Kläranlage in Wetzlar ist als viertgrößte in Mittelhessen für 80.000 Menschen ausgelegt. Die Stadt Wetzlar investiert 500.000 Euro für ein neues Tanklager, neue Dosiertechnik und Einmischung des Fällmittels, das für eine reduzierte Phosphorkonzentration sorgt. In heimischen Gewässern macht Phosphor gewässerökologische Probleme.

 

 

 

Waschmittel haben vor allem dafür gesorgt, dass Phosphor als Pflanzennährstoff die Flüsse regelrecht überdüngt hat. Ein spezielles Programm der hessischen Landesregierung für Kläranlagen soll die Konzentration nun bis spätestens 2021 halbieren. „Damit haben wir eine bundesweite Vorreiterrolle übernommen, alleine in Mittelhessen werden dafür 121 Kläranlagen nachgerüstet und verfahrenstechnisch optimiert“, berichtet Regierungspräsident Dr. Christoph Ullrich.

 

Zum Weltwassertag (Freitag, 22. März) besuchte er die Kläranlage in Wetzlar. Seit 2014 ist es in Wetzlar gelungen, den Eintrag in die Lahn von 6,5 Tonnen jährlich auf 2,7 Tonnen mehr als zu halbieren. „Bereits jetzt ist das Programm ein Erfolg, auf den vor allem die Verantwortlichen der Kläranlagen stolz sein können“, berichtet RP Ullrich. Für dieses Großprojekt entstehen Kosten bei kleineren Maßnahmen zwischen 30.000 und vier Millionen Euro für umfangreichere Modernisierungen.

 

Bisher deutet nur eine freigeräumte Wiese neben einem der zahlreichen Becken auf die Baustelle hin, die demnächst hier entsteht. Die Stadt Wetzlar investiert 500.000 Euro für ein neues Tanklager, neue Dosiertechnik und Einmischung des Fällmittels, das für die reduzierte Phosphorkonzentration sorgt. „Die Natur ist uns das wert, denn ohne sie gäbe es uns nicht“, sagt Bürgermeister Semler. Der Regierungspräsident lobt die Entscheidung der Stadt, sich hier intensiv zu engagieren. „Das ist gut investiertes Geld, denn das wirkt sich direkt auf die Qualität unserer Gewässer aus“, sagt Christoph Ullrich.

 

Was heißt Überdüngung konkret? Ein Zuviel des Pflanzennährstoffs führt zu einem übermäßigen Wachstum von Wasserpflanzen, zum Beispiel von Algen. Das Wasser trübt sich, wird undurchsichtig und den Gewässern fehlt der Sauerstoff. Der Gewässerökologe spricht hier von der sogenannten Eutrophierung.

 

Diese Überdüngung ist eine der Ursachen, weshalb die meisten hessischen Oberflächengewässer das Ziel der EU-Wasserrahmenrichtlinie, das Erreichen des guten ökologischen Zustands, bisher nicht erfüllen. „Wir sind bei dem Thema Phosphor auf einem guten Weg“, sagt der Regierungspräsident. Der gute ökologische Zustand wird in erster Linie anhand des Bestandes von Fischen, Pflanzen und Kleintieren bewertet, die man natürlicherweise in dem Gewässer vorfinden müsste.

 

„Trotz moderner Kläranlagen und der Einführung phosphatfreier Waschmittel stammten in Hessen bis vor etwa zehn Jahren immer noch fast zwei Drittel der P-Belastungen aus den gereinigten Abwässern“, berichtet Frank Reißig, Dezernatsleiter für Kommunales Abwasser und Wassergüte beim RP Gießen. „Die Phosphoreinträge blieben insgesamt leider immer noch zu hoch.“

 

Hier hat sich zwischenzeitlich viel getan. „Die hessische Landesregierung hat sich in ihrem Maßnahmenprogramm für die Jahre 2015 bis 2021 zur Umsetzung der EU-Wasserrahmenrichtlinie auf die Fahnen geschrieben, dies dauerhaft zu ändern“, berichtet der Abwasserexperte Reißig. Für alle größeren hessischen Kläranlagen ab einer Ausbaugröße von 1.000 Einwohnern müssen Schritt für Schritt schärfere P-Grenzwerte eingehalten werden. „Indem die Phosphor-Einträge halbiert werden, sollen in allen Fließgewässern die sogenannten ortho-Phosphat-P-Konzentrationen auf einen unkritischen Wert von unter 0.07 Milligramm pro Liter gedrückt werden.“

 

(Quelle: RP Gießen)