Wahlplakate zeigen Wandel des Frauenbildes

Wahlplakate deutscher Parteien von 1919 bis 2005, die sich speziell an Frauen richten, zeigt eine Wanderausstellung „… um die Stimme der Frauen“, die jetzt im Neuen Rathaus Wetzlar eröffnet wurde. Die Exponate veranschaulichen, wie um Frauen bei Reichstagswahlen, Bundestagswahlen und  DDR-Wahlen geworben wurde.

 

Oberbürgermeister Manfred Wagner (SPD) erinnerte bei der Eröffnung an die Einführung des Frauenwahlrechts 1918. x

Dieses sei nicht vom Himmel gefallen, sondern von Frauen hart erkämpft worden. Auch der Wetzlarer August Bebel habe sich früh für das Frauenwahlrecht eingesetzt. Die gleiche Repräsentation von Frauen und Männern sei auch heute noch nicht überall Realität, so dass auch Städte und Gemeinden weiterhin den Auftrag hätten, die Gleichstellung zu fördern. Stadtarchivarin Irene Jung beleuchtete die Rolle der Frauen in der Wetzlarer Politik.

 

Im Reichstagswahlkampf 1919 gab es erstmals Wahlveranstaltungen, die sich speziell an Frauen richteten. Bei der folgenden Kommunalwahl im März 1919 stellten alle Parteien auch Frauen als Kandidaten auf. Zwei zogen ins Stadtparlament ein: Else Schneider für die DDP und Johanna Holland für die SPD, ein beachtlicher Erfolg für die Wetzlarer Frauen, so Jung, zumal manche Großstadt keine einzige Frau im Stadtparlament vorweisen konnte. Von 1946 bis heute sei der Anteil der Frauen in der Stadtverordnetenversammlung von 12 auf 37 Prozent gewachsen. „Seit 1979 gibt es weibliche Magistratsmitglieder in Wetzlar, eine Frau als hauptamtliches Magistratsmitglied gab es dagegen noch nie“, berichtete Jung.

 

Im Bundestag sei die heimische Region durch Frauen mittlerweile gut vertreten. Zeitweilig wurde der Bundestagswahlkreis Lahn-Dill sogar von drei Frauen repräsentiert, was in Deutschland eine Seltenheit sei. Die städtische Gleichstellungsbeauftragte Susanne Redecker beschrieb den langen Weg der Gleichberechtigung vom Grundgesetzartikel 1949 „Männer und Frauen sind gleichberechtigt“ über das Gleichstellungsgesetz 1958 bis zur Reform des Familienrechts 1977.

 

Die ehrenamtlichen Stadträtinnen Heidi Bernauer-Münz (Grüne), Bärbel Keiner (SPD) und Sigrid Kornmann (FDP) berichteten von ihrer persönlichen Motivation, sich politisch zu engagieren. Sie reicht von der Betroffenheit über die Gefahren atomarer Strahlung über den Einsatz für Behinderte bis zum Wunsch, die Demokratie und Gesellschaft vor Extremisten zu bewahren.

 

Die Ausstellung wurde vom „Verein zur Förderung der Frauenpolitik in Niedersachsen“ zusammengestellt und ist bis Donnerstag, 16. März, auf der Galerie des Neuen Rathauses zu besichtigen: Mo bis Fr 7.30 bis 18 Uhr (Mi bis 17 Uhr).

 

Bild und Text Stadt Wetzlar: Werben für Frauen in der Politik : v.l. Stadträtin Heidi Bernauer-Münz, Archivarin Dr. Irene Jung, OB Manfred Wagner, Stadträtin Bärbel Keiner, Gleichstellungsbeauftragte Susanne Redecker, Stadträtin Sigrid Kornmann.

 

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