Die Zukunft der Arbeit gestalten wir:             Manfred Wagner formuliert seine Gedanken

Bürgermeister Manfred Wagner überbrachte anlässlich der diesjährigen Maikundgebung nicht nur die Grüße der städtischen Gremien. Vor rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmern setzte sich Wagner auch mit den aus seinem Blickwinkel wichtigen Kernthemen auseinander. Nach der Dampfmaschine, dem Fließband und dem Computer führt die Digitalisierung zur vierten Revolution in der Produkterstellung. Industrie 4.0 ist das Stichwort. 

Daher stellt sich gerade am Tag der Arbeit die Frage, ob die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer für die Herausforderungen gerüstet sind, die sich wohl unweigerlich stellen werden. Schließlich werden durch die vierte Revolution Arbeitsplätze wegfallen, Qualifikationen entwertet und Menschen zurückbleiben, die mit dieser Entwicklung nicht Schritt zu halten im Stande sind. Zudem hat die Arbeit der Zukunft weitere, neue Facetten, die sich mit der Frage kennzeichnen lassen, ob es künftig noch feste Arbeitsplätze im Betreib geben wird, arbeiten die Menschen immer dort, wo sie gerade sind, wie verändern sich Arbeitszeiten und wie begegnet die Arbeitnehmerschaft der Erwartung nach der permanenten Verfügbarkeit.


Aber auch die Frage, wie sich die Mitbestimmung verändern muss, damit Arbeitnehmerrechte gewahrt werden, wird eine besondere Herausforderung gerade für die Gewerkschaften werden.

Sicherlich, so Wagner, bedarf es aber einer Bildungs- und Weiterbildungsoffensive, damit die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer Zugang zu zukunftsfähigen Arbeitsplätzen erhalten und diese auch sichern können. Zudem verwies er auf die von den Kommunen zu gestaltenden Rahmenbedingungen, um Beruf und Familie zu vereinbaren.


Als einen weiteren Schwerpunkt sprach Wetzlars Bürgermeister die Flüchtlings- und Asylproblematik an. Angesichts unserer in weiten Teilen durch Kriege, Gewalt, Hunger und Krankheiten geprägten Welt bedarf es einer Globalisierung der Solidarität. Sie muss sich in einem Europa, das sich als eine Wertegemeinschaft empfindet allenthalben in einer menschenwürdigen Form der Aufnahme und damit einer gelebten Willkommenskultur ausdrücken. Dazu gehört, dass den Menschen eine Chance gegeben wird, sich und ihr Können einzubringen und sich zu integrieren. Gerade angesichts des allenthalben beschriebenen Mangels an Fachkräften ist dies ein wichtiger Aspekt.


All dies bedarf leistungsfähiger Kommunen, die vor Ort diese Herausforderungen meistern müssen. Daher müsse von dem Tag der Arbeit auch die Forderung an die schwarz-grüne Landesregierung in Wiesbaden ausgehen, den Kommunalen Finanzausgleich auskömmlich zu gestalten und die Kommunen nicht im Regen stehen zu lassen. Erfolgt dies nicht und setzt Wiesbaden einzig auf die Erhöhung der kommunalen Abgaben, dann nimmt die kommunale Infrastruktur und das Bürgerengagement Schaden, dann werden den Einwohnerinnen und Einwohnern weitere Belastungen aufgebürdet. Dies kann nicht im Sinne der Arbeitnehmerschaft, der Unternehmen und unseres Wirtschaftsstandortes Wetzlar sein, betonte Wagner.


Auf den Mindestlohn eingehend, forderte Bürgermeister Manfred Wagner die Vertreter von CDU und CSU auf, sich an den Berliner Koalitionsvertrag zu halten und nicht permanent den Eindruck zu erwecken, man tue alles dafür, den Mindestlohn zu diskreditieren. Auf dem Weg dahin, dass Menschen ihre Existenz mit ihrer Hände Arbeit sicherstellen können, ist der gesetzliche Mindestlohn ein Schritt in die richtige Richtung. Wer permanent dagegen stänkert der macht deutlich, welchen Wert er der Leistung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern beimisst.


Der Erfurter Wirtschaftswissenschaftler Professor Dr. Dr. Helge Peukert setzte sich in seinem sehr engagierten Vortrag mit den Zusammenhängen zwischen der Finanzmarktkrise, des Freihandelsabkommens und der wirtschaftlichen Verelendung mancher afrikanischer Regionen auseinander, die in der Folge Menschen zur Flucht veranlassten.


Musikalisch umrahmt wurde die Veranstaltung fast schon traditionell von dem Liedermacher Ernst Schwarz aus Frankfurt, der die Kundgebungsteilnehmer so manches Mal zum Mitsingen animierte.

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