Lina Muders Preis 2015:                                 Peter-Härtling-Schule und Wali ausgezeichnet

Zum sechsten Mal hat die Wetzlarer SPD den Lina-Muders-Preis vergeben. In diesem Jahr wurde die Peter-Härtling-Schule, die Grundschule der Lebenshilfe-Wetzlar-Weilburg e.V., und die Wali – Arbeitsloseninitiative im Lahn-Dill-Kreis ausgezeichnet. Rund 60 Gäste waren der Einladung der Wetzlarer SPD in das Wilhelm-Reitz-Haus gefolgt, um das Engagement der Preisträger zu würdigen. 

Gemeinsam mit Juli Pritz, Harfe, gaben sie mit ihrer Anwesenheit dem Abend einen stimmungsvollen Rahmen. Sandra Ihne-Köneke, der stellvertretenden Vorsitzenden der SPD Stadtverordnetenfraktion, war es vorbehalten, die Gäste auf den Abend einzustimmen und die Laudatio auf die Peter-Härtling-Schule zu halten.


Die Grundschule der Lebenshilfe Wetzlar-Weilburg e.V. wurde für die von ihr geschaffenen und gelebten Strukturen geehrt, die es den Schülerinnen und Schülern ermöglichen, demokratische Strukturen einzuüben. Die Schule, an der auch viele Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Förder- und Unterstützungsbedarf unterrichtet werden, führt an jedem ersten Freitag im Monat unter der Leitung der beiden Schulsprecher einen weitestgehend selbstorganisierten Kinderrat durch. Die Funktion des Kinderrates, aber auch das Schulkonzept erläuterten die bei der Preisverleihung anwesenden Schulsprecher gemeinsam mit der Leiterin der Schule, Ulrike Weigert.


Die Wali – Arbeitsloseninitiative im Lahn-Dill-Kreis e.V. konnte im vergangenen Jahr auf ihr 25jähriges Bestehen zurückblicken. 1989 war sie von Betroffenen, aber auch Persönlichkeiten aus dem kirchlichen und gewerkschaftlichen Umfeld als Selbsthilfeorganisation gegründet worden. Zu ihren Aufgaben gehört neben der Durchführung von sozialen und kulturellen Projekten, die Beratung Betroffener, die Gestaltung beschäftigungsfördernder Maßnahmen für Menschen mit einer gesundheitlichen Beeinträchtigung, aber auch die Qualifizierung Arbeit suchender Menschen.


Manfred Wagner, Bürgermeister und Stadtverbandsvorsitzender der Wetzlarer SPD, fungierte als Laudator für die Wali. In seiner Rede unterstrich der Bürgermeister, dass die Wali immer wieder die Aufgabe übernimmt deutlich zu machen, dass wir in unserer Stadt seit Jahrzehnten eine verfestigte Langzeitarbeitslosigkeit festzustellen haben. Rund 14,5% aller Wetzlarerinnen und Wetzlarer leben von sogenannten Transferleistungen – insbesondere Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (Hartz IV), aber auch der Grundsicherung im Alter oder von Bewilligungen nach dem Asylbewerber-leistungsgesetz. Diese annähernd 7.500 Einwohnerinnen und Einwohner sind Teil der Stadtgesellschaft und auch ihre Belange und Nöte gilt es ernst zu nehmen. Schließlich haben sie sich in aller Regel ihr Schicksal nicht selbst ausgesucht. Dieses Los führt aber häufig zum Verlust des Ansehens und der gesellschaftlichen Stellung sowie zu Resignation und zur Beeinträchtigung des Selbstwertgefühls.


Die eigene Situation aber immer wieder im Rahmen von kulturellen Projekten, so zum Beispiel im Rahmen der Theaterproduktionen aufzuarbeiten und Zivilcourage mitzubringen, die eigene Lebenssituation zu offenbaren und sich auf der Bühne zu präsentieren, ist keineswegs selbstverständlich und verdient Achtung und Anerkennung, so Wagner.


Für den Deutschen Gewerkschaftsbund, der die Wali zur Auszeichnung vorgeschlagen hatte, ging Irmtrud Richter nochmals vertiefend auf das kulturpolitische Engagement der Wali ein. So leistet die Initiative seit ihrer Gründung einen wichtigen Beitrag zur Bekämpfung des Rechtsextremismus, Rassismus, und des Rechtspopulismus. Sowohl die Schule der Lebenshilfe, als auch die Wali sind würdige Träger des Lina-Muders-Preises. Dies war die einhellige Einschätzung der Gäste des Abends.


Die aus der Wetzlarer Neustadt stammende Arbeiterfrau Lina Muders, so rief Manfred Wagner einige Stationen aus dem Leben der Namenspatin in Erinnerung, leistete nach der Machtübertragung auf Hitler gemeinsam mit dem damals in Wetzlar tätigen Parteisekretär Wilhelm Knothe Widerstand gegen die Nazis.


In der Folge wurde auch Lina Muders verhaftet und musste in den Jahren 1936 und 1937 im Zuchthaus in politischer Haft einsitzen. Wie auch Knothe, späterer zweiter Bundesvorsitzender der damals von Kurt Schumacher geführten Partei, engagierte sich Muders nach dem II. Weltkrieg für den Aufbau des demokratischen Gemeinwesens. Sie baute die SPD und die AWO wieder mit auf und gehörte lange Jahre dem Kreistag des Landkreises Wetzlar an. Im vergangenen Jahr hat die Stadt Wetzlar eine Straße nach Lina Muders benannt. 

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